Eindrückliche Geschichtsexkursion
Nach der Fahrt von Aarau nach Rheinfelden erreichen wir das Rathaus, versteckt in einem Innenhof. Über die gotische Treppe schreiten wir empor zum Rathaussaal, wo uns der «Schultheiss» Franco Mazzi, welcher seit dem 1. Januar 2006 im Amt ist, in Empfang nimmt.
In einer spannenden Rede, welche über die Zähringer, Habsburger bis zu den Eidgenossen führt, begeistert Franco Mazzi die Zünfterfamilie: Rudolf von Rheinfelden Herzog von Schwaben, Gegenkönig im römisch-deutschen Reich, verlor in der Schlacht bei Hohenmölsen gegen Heinrich den IV. sein Leben. Durch die Heiratspolitik ihres verstorbenen Vaters wurde Agnes von Rheinfelden mit dem Markgraf Berthold II. verheiratet. Dadurch kamen auch die Besitzungen von Agnes – Oberaargau und Bern – in zähringische Hand, wurden jedoch weiter von Agnes verwaltet.
1130 wurde Rheinfelden von Herzog Konrad von Zähringen zur Stadt erhoben. Damit ist sie die älteste Zähringerstadt der Schweiz. 1218 starben die Zähringer aus, womit Rheinfelden 1225 freie Reichsstadt wurde. 1330 jedoch verpfändete König Ludwig der Bayer die Stadt den Habsburgern. Fast ein halbes Jahrtausend lang war Rheinfelden nun österreichisch.
Nach dem 30-jährigen Krieg erbauten die Österreicher auf der Insel ein Artellerie-Kastell. Nach dem Verlust des Elsass war Rheinfelden nun die österreichische Festung gegen die Franzosen. 1744 nahmen die Franzosen die Stadt ein und sprengten das Kastell.
1802 kam Rheinfelden zur Schweiz und ist seit 1803 Bezirkshauptort im Kanton Aargau. Am BIP gemessen, ist Rheinfelden heute die zweitgrösste Wirtschaftsmacht hinter Baden im Kanton, was Franco Mazzi mit viel Schalk seinem Publikum aus der Kantonshauptstadt Aarau erläutert. Und in dem spätgotischen Rathaussaal finden jedes Jahr bis zu 250 Trauungen unter den wachen Augen Maria Theresias statt. 16 Kinder gebar die Fürstin – ein gutes Zeichen, wie Franco Mazzi anfügt. Ein Besucher wies ihn bei einer anderen Führung einmal darauf hin, dass auch im Gerichtssaal von Laufenburg ein Porträt Maria Theresias hänge, was für Gelächter sorgte.
Nach einem Dankeswort unseres Zunftmeisters Peter Speck und einem grossem Applaus lädt uns der Schultheiss zu einem Glas Stadtwein ein. Es folgen angeregte Gespräche mit unseren Zünftern. Ein Gruppenfoto auf der gotischen Treppe mit dem Wandbild der Schlacht zu Sempach bildet den feierlichen Abschluss unseres Rathaus-Besuchs.
Dann geht es weiter auf den «BierBeizenBummel». Gespickt mit lustigen Anekdoten, schlendern wir durch die verwinkelte Altstadt von Rheinfelden. Nach zwei Zwischenstopps mir verschiedenen Bieren und Vorspeisen bestaunen wir in der Kirche St. Martin die filigranen, barocken Darstellungen der Bibelgeschichte und machen uns danach auf zum Nachtessen im neu saniertem Hotel Schützen. Das 150 jährige Haus hat nichts von seinem alten Charme verloren und wir fühlen uns herzlich willkommen.
Mir vielen historischen Eindrücken und glücklichen Gesichtern machen wir uns gegen 23 Uhr wieder mit dem Car auf Richtung Heimat, dem Stadtbach Aarau.
Sämtliche Fotos finden sich in unserer internen Galerie.