Zunft am Stadtbach

Gastreferat von Prof. Dr. med. Krassen Nedeltchev am Jahresstamm 2025

Grussbotschaft des Aargauer Regierungsrats

Der Jahresstamm ist traditionellerweise das erste Treffen der Zunft in einem neuen Jahr. So trafen sich über 40 Zünfterinnen und Zünfter am Dreikönigstag in der Zunftstube zum gegenseitigen Neujahrsgruss. Königlich waren auch die Gäste an diesem Abend. So durfte unsere Zunft Regierungsrat Jean-Pierre Gallati willkommen heissen. Als Vorsteher des Departements Gesundheit und Soziales übermittelte er die Neujahrsgrüsse des ganzen Plenums.

Jean-Pierre Gallati zu Gast bei der Zunft am Stadtbach Aarau

In seiner Ansprache führte Jean-Pierre Gallati die Zünfterinnen und Zünfter durch einen geschichtlichen Exkurs. Aus aktuellem Anlass begann er mit dem Krimkrieg im Jahre 1853, welcher insbesondere im Aargau aufgrund fehlender Getreidelieferungen zu Elend und Hunger führte. Auch am Beispiel der Textilkrise machte der Regierungsrat mehr als deutlich, dass die Schweiz keine Insel der Glückseligkeit, sondern vielmehr in Abhängigkeit, was im Ausland passiert, sei. Als Militärdirektor bereite es ihm höchste Sorgen, dass die Schweiz (wie überall in Westeuropa) keine kriegstaugliche Armee zu bieten habe, welche einem Ernstfall länger als zwei Wochen standhalten könnte. Auch der Zivilschutz in der heutigen Form könne höchstens ein paar Tage funktionieren.  «Wer Frieden will, muss sich für den Krieg vorbereiten» war in Anlehnung an ein altes lateinisches Zitat seine Losung.

« Si vis pacem para bellum »

Alles in allem seien Zeiten wie diese eine enorme Herausforderung für Gemeinden und Kanton. Er dankte allen Aargauerinnen und Aargauern, welche ukrainische Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben. Von den vielen geflüchteten Kindern seien schweizweit die meisten im Kanton Aargau untergebracht.

In seinem Schlusswort appellierte Jean-Pierre Gallati, dass wir uns als Gesellschaft in unsteten Zeiten auf Bewährtes verlassen und nötige Institutionen wie das Milizsystem stärken sollen.

Es freue ihn besonders, dass er zum ersten Mal bei einer Zunft eingeladen sei. An unsere Zünfterin Judith Steiner erinnere er sich bestens. Sie war in ihrer Funktion als Fraktionschefin in Wohlen so gesehen die «Vorgesetzte» des heutigen Regierungsrats. Das gegenseitig verschmitzte Lächeln aufgrund dieser Bemerkung bleibt indes das Geheimnis der beiden.

Künstliche Intelligenz in der Neurologie

Hochkarätig ging es weiter mit Prof. Dr. med. Krassen Nedeltchev, seines Zeichens Chefarzt Neurologie und Leiter Stroke Center am Kantonsspital Aarau sowie Präsident der Ärztekonferenz. Sein Vortrag drehte sich um den Einsatz von KI in der Medizin (insbesondere der Neurologie) sowie in der Chirurgie im Allgemeinen.

Krassen Nedeltchev begnügte sich nicht, wie sein Vorredner, das Rad der Zeit ins vorletzte Jahrhundert zurückzudrehen, sondern wies darauf hin, dass die Epigenetik unserer aller Vorfahren bis zurück an die Anfänge des Homo sapiens wegweisend ist. Die Anwesenden erfuhren, dass das Salienz-Netzwerk (eine Ansammlung von Gehirnregionen) hilft, innere oder äussere Reize zu bewerten und bei der Koordinierung der Reaktion des Gehirns die zentrale Rolle spielt. Dem Referenten war wichtig, dass zuerst über die Definition der menschlichen Intelligenz Aufklärung herrschte. Wir Menschen seien verantwortlich, emotional, sozial und irrational. Dies völlig wertungsfrei aber im Gegensatz zur künstlichen Intelligenz, welche flächendecken, emotionslos und skalierbar sei. Soziale Lebewesen können soziale Verhältnisse lesen, denn soziale Stimuli sind im Hirn relevant und messbar. Diese Konstellation geht bei digitalen Geräten verloren. Es bleibt die «nackte» Kommunikation beim Lesen oder Chatten.

Anhand von Praxisbeispielen wurden die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz in der täglichen Arbeit eindrucksvoll nähergebracht. Prof. Nedeltchev war es indes wichtig zu betonen, dass die Entscheidung stets beim Arzt, also dem Menschen liege und niemals bei der Maschine. Diese sei ein äusserst hilfreiches Werkzeug, welches die Medizin und Pflege in der Zukunft nachhaltig verändern wird. Als Beispiel führte er KI-basierte Kamerasysteme vor, welche die Intimsphäre der Patienten besser schützen und somit erheblich für das Wohlfühlen derselben sorgen können. Auch in der Pflege werden analytische und administrative Abläufe vermehrt durch KI übernommen, so dass der eigentliche Auftrag am Patienten wieder mehr im Fokus stehen kann.

Am Ende des Vortrags erfuhren die Anwesenden weitere Beispiele von Entwicklungen, wie erfolgreiche Operationen mittels Neurorobotics, Überwachung von Algorithmen (mit menschlicher Nachprüfung) oder im Stroke Center am KSA mittels «RapidAI».

Beide Referenten wurden mit grossem Applaus aller Teilnehmenden sowie mit dem obligaten Zunftgeschenk, überreicht durch den Zunftmeister Peter Speck, bedacht.

Geselliger Ausklang

Beim traditionellen «Pot au Feu» Essen und bei schmackhaften Säften vergorener Reben (oder einem Zunftbier) fand der Anlass einen würdigen und geselligen Ausklang.

Den beiden Gastreferenten sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt. Es war der Zunft am Stadtbach Aarau eine grosse Freude und Ehre.

Weitere Fotos des Anlasses im internen Bereich

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